Heute wurde von Garmin eine Testversion mit 16 Kacheln der in ein paar Tagen erscheinenden Garmin Topo Deutschland 2010 veröffentlicht. Da man diese Karte in Mapsource integrieren kann hier mal die ersten Eindrücke. Vorab, es ist eine klassische, non NT Karte. Alle Eindrücke Basierend auf der Testkarte. Evtl kommen hier ja noch Änderungen (dem war bei bisherigen Testkarten aber nicht so).
Contents
So jetzt erst mal kurz ein paar Facts....
1. Die Aussage dass alle Wege routingfähig sind stimmt, aber nur im Modus Fußgänger, welche aber bekanntlicherweise nur bis rund 5km, max 10km annähernd taugliches Autorouting bringt.. Das was etwa als Trail gekennzeichnet ist, ist teils nicht routingfähig in anderen Modi. Kann zu derben Umwegen führen. Treppen werden etwa als Trail bezeichnet. Eine wirklich genaue Differenzierung fehlt was sich unter einem Trail darstellt fehlt.
2. ES sind wahnsinnig viele Wege eingzeichnet (also praktisch alle die von den Bundesämtern erfasst sind), und auch bei den Fahrrad und Wanderrouten hat Garmin wie zuerst von mir bei Garmin Karten umgesetzt, die Routen parallel verschoben zu den Straßen per Typfile gelegt, das ist praktisch. Nicht so praktisch dagegen ist, dass die Klassifizierung der Weg Hit & Miss ist. Erstens sind die Wege großteils nur 1 Pixel breit, und somit kaum erkennbar, 2. ist natuerlich (woher wenn nicht aus OSM?) total unklar um was für Wege es sich handelt. Ob ein Weg mit MTB/Fahrrad befahrtbar ist oder nicht, kann man aus der Karte heraus nicht erkennen.
3. Autotouring: Alle Straßen haben road_class=0 und road_speed=0. Jeder der mal selber ein bisserl Karten gebaut hat, weiß was dies bedeutet. Je mehr gerade aus eine Straße, desto größer die Chance hier entlang geroutet zu werden. Sprich Je länger die Strecke, desto Bundesstraße.... Die dabei herauskommenden Strecken, sind fast immer deutlich länger als etwa mit der Openmtbmap und Einstellung Fahrrad, kürzere Strecke, obwohl es primär über große Straßen geht, welche etwa bei Openmtbmap und Velomap fast immer gemieden werden. Auf kurze Strecken (wenn keine Trails im Weg sind), funktioniert das Routing dagegen ganz gut. Ist also im Prinzip nur für Sonntagsausflügler interessant, denn der Wanderer stößt sich den Kopf dass absolut nicht klar ist was sich hinter einem "Trail" versteckt, und der Mountainbiker/Radler der nicht jeden km einen Wegpunkt setzt, daran dass es primär über Straßen geht die geradeaus verlaufen (und das sind meist hochrangige Straßen).
4. Die Bebauung ist dagegen vorzüglich detailliert dargestellt. Hier sieht man deutlich die Vorteile welche die TOP10/25 Datengrundlage bietet. Auch ist die Lagegenauigkeit sehr gut (deutlich besser als auf Rasterkarten). Hier werden wir bei OSM noch ein paar Jahre brauchen um aufzuholen. Ist dies aber für den Wanderer oder Mountainbiker wichtig für die Orientierung? IMHO Nein. Es ist einfach Nice to Have.
5. Attributierung. Naja, da haperts, jedoch schlimmer als zu erwarten. So wird man etwa bei Einstellung Fahrrad auf Bundesstraßen geroutet, wo Fahrradfahren verboten ist. Diese Infos scheint man nicht eingekauft zu haben / bzw umlegen können. Wenigstens gehts nicht auf Autobahnen....
Eignung der Garmin Topo Deutschland 2010
Für wen ist die Topo Deutschland 2010 also gut geeignet? Naja primär für jene, die eine Rasterkarte auf ihrem Garmin haben wollen, aber nicht die Nachteile die Rasterkarten bieten (überhaupt kein Autorouting, Lock on Road, bessere Skalierung da ja viel mehr Levels vorhanden sind als man per Top10,25,50,100,400 erreicht, sprich feinstufiger, deutlich kompatkter und viel billiger als alle Rasterkarten kaufen). Für wen ist die Karte nicht geeignet. Für all jene die genau wissen wollen ob ein Weg etwa mit dem MTB befahrbar ist bzw ob es erlaubt ist, und die dieses nicht anhand der Topographie erraten wollen. Es ist zwar fast alles erfasst was in den amtlichen Topos vorkommt, jedoch fehlen etwa detaillierte Felsformationen wie man sie aus guten Top25/Top50 Karten gewohnt ist. Auch nicht geeignet für jene die Autorouting am Fahrrad oder MTB haben wollen, und dabei erwarten das das GPS eine intelligente Route berechnet. Etwa wie die Openmtbmap bergab knackicke Trails auswählt, und bergauf einfachere Wege (denn die Garmin Topo D 2010 weiß ja nicht was bergauf und bergab bedeutet).
Sprich wer eine konventionelle Karte will, ist bei der Garmin ganz gut aufgehoben. Wer dagegen eine Praxisbezogene Karte sucht, mit der man seine Fahrrad oder Mountainbikeausflüge plant, der greift besser zu OSM und erfreut sich dank intelligentem Autorouting der schönen Landschaft, anstelle den Hauptstraßen zu folgen.
Es erscheint mir so, als wäre diesmal komplett auf Navteq/Teleatlas Daten verzichtet worden, und 100% auf die amtlichen Topos gesetzt worden. Dies bringt Vorteile in der Datenkonsistenz, aber große Nachteile etwa bei Fahrverboten für Fahrradfahrer die so großteils fehlen. Ach so, wer die fetten Fehler der Garmin Topo France oder noch viel Schlimmer Austria gewohnt ist, wird zufrieden sein. Ich hab noch kein falsch verbundenen Wege gefunden, wohl aber ein paar Brücken wo das Navi annimt man habe einen Fallschirm oder Kletterseil zum runterspringen..... Sprich es ist eher zuviel verbunden als zuwenig.
Behobene Fehler vorheriger Versionen oder anderer Garmin Topo Karten:
Erstmals passen die Routen/Strecken 1:1 zu den Wegen. Dies war etwa bei der Garmin Transalpin noch nicht so, weshalb hier oft eine Route den Weg/Straße verdeckt. Erst dadurch ist es auch wirklich Sinnvoll die Routen wie von mir vorgemacht parallel versetzt zu zeichnen.
Unverbundene Wege/Straßen habe ich keine entdeckt, dafür aber teils Wegkreuzungen die real nicht existieren (etwa weil Weg auf Brücke verläuft). Hier routet einen das GPS quasi per Fallschirm von der Brücke zum Boden....
Veraltete Kartendaten. Die Daten scheinen immerhin aktuell eingekauft, was natuerlich noch lange nicht an die Akutalität von OSM heranreicht, aber deutlich besser ist wie etwa bei der Topo D v3 von Garmin, wo das benutze Datenmaterial schon Jahre vorher gekauft war, und ohne Aktualisierung verwendet.
Beispiele und Screenshots
Hier ein Vergleich des Autorouting in Mapsource 6.16.1. Einstellung Fahrrad, kürzere Strecke. Weiß-transparent die Strecke der Openmtbmap. Dunkelgrau-transparent die Strecke der Garmin Topo Deutschland 2010. Kartenansicht. Garmin Topo D 2010. Zoommaßstab 3km (dargestellt ist eine der 16 Testkacheln - wobei im Osten etwa 20% fehlen, Nord/Süd komplett). Man sieht eindeutig dass die Openmtbmap durchs Gelände routet, während die Garmin D 2010 quasi so gut wie möglich den hochrangisten Straßen fold die vorhanden sind (nicht weil diese direkt bevorzugt werden, sondern weil man so kaum abbiegen muss, und die Straße an sich eher geradaus geht).
Openmtbmap: 33.8km / Garmin TD 2010 42.3km.
Details:
-- Zoom 1km, Details: Hoch/High. Tja eigentlich erkennt man hier im Weggewusen nur die Hauptstraße, sowie die ADFC Fahrrad/ Premium Wanderrouten welche sich farblich absetzen. Übrigens, die dünnen schwarzen Linien stellen allesamt Weg dar. Auch wenn man näher heranzoomt, wird nicht klarer um welche Wegbeschaffenheit es sich handelt. (Screenshot Garmin TD 2010). Die Karte sieh so zwar sehr nett und harmonisch aus, aber für die Orientierung am kleinen GPS Display ist das natürlich wenig hiflreich. Insbesondere auf den Kontrastarmen Displays der Oregon/Dakota bei Wechsellicht. Was bringen einem schon alle Wege, wenn unklar ist, wie sie ausgebaut sind?
Details 70m (höchste genaue Zoomeinstellung - hier sollte in der Theorie mehr oder weniger die Lagenauigkeit noch exakt passen, noch weiter reinzoomen ist möglich, aber erhöt nicht mehr die Lagegenauigkeit). Als Fahrradfahrer wird man hier nicht den Trail (laut OSM und somit in Wirklichkeit, eine Treppe entlanggeroutet, obwohl nur 66m Strecke (Berechnung Openmtbmap grau/bzw Garmin TD 2010 im Modus Fußgänger), sondern die Straße entlanggeschickt was 513m Strecke (pink) entspricht. Als Verleich daneben die Openmtbmap (Daten CCBYSA 2.0 Openstreetmap Contributors) derselben Gegend. Klar hier fehlen noch einige Wege (ist ja auch am Land), und erst recht fehlen die Häuser und die Topologie ist deutlich schlechter), aber dafür ist klar erkennbar wo es sich um eine Treppe handelt, und welche Wegqualitaet zu erwarten ist (für die Farbcodes der Openmtbmpa oben einfach die Legene anschaun). Anderseits ist in der OSM etwa bei der Hochspannungsleitung der Mast eingetragen, ein Spielplatz, ein Parkplatz die Kirche, Recylingmülleimer, etc. eingetragen, welche in der Garmin TD 2010 fehlen. Auch etwa fehlt in der Garmin TD 2010 die Info zur Flussrichtung des Flusses (was ja in der Realitaet schnell klar ist, aber bei der Planung am PC, oder umso mehr am GPS, nicht sofort ersichtlich wenn nicht dargestellt).
Der Vergleich ist recht aussagekräftig für eine Durschnittliche Gegend am Land. In Staedten und Agglomeration hat OSM ja schon die deutlich besseren und umfangreicheren Daten. Am Land sind die Ortschaften mehr und mehr komplett was Straßen und Wege betrifft, außerhalb aber nur die touristisch interessantesten Wege (hier erkennt man rechts im Bild etwa dass sogar schon die Info für Mountainbiker, Schwierigkeit 0/0 (Down/Uphill) angeben ist. Die großen Straßennamen der Garmin TD 2010 sind unter Mapsource schön, am GPS aber sehr störend. Man beachte auch hier im Park wieder "Trails". Sprich ein Trail kann wirklich alles sein. Von der Asphaltautobahn für Fußgänger, hin zu extremen Gebirgstrails.
Ein weiterer Vergleich. Hier Hamburg. Zoom 200m. Klar erkennbar, mehr Häuser sind in der Garmin TD 2010, was Wege betrifft und vor allem auch Fahrradrouten (denn in der TD 2010 sind ja nur ausgewaehlte Routen, welch nicht gerade viele sind), fehlen. Auch fehlen etwa sichtbare Infos zu Einbahnstraßen, oder kleine Brücken, Parkbänke, etc.. Viele weitere "Kleinigkeiten" die aber in der Routenplanung sehr wichtig sind, wie etwa Ampeln oder Bushaltestellen, Eingangstore zu Parks, oder aber auch Tankstellen, fehlen. Im Vergleich hier mal als Ausnahme die VeloMap (ebenso wie Openmtbmap basierend auf OSM CCBYSA 2.0 Daten).
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